125 Jahre Historische Stadthalle Wuppertal
Von Eike Birkmeier | Westdeutsche Zeitung (Beilage) vom 4. Januar 2025
Der Chor der Konzertgesellschaft: Seit mehr als 200 Jahren eine kulturelle Institution und fest mit der Stadthalle verbunden.
Sie war wohlhabend, selbstbewusst und sangesfreudig. Die aufstrebende Bürgerschaft in Elberfeld und Barmen wollte ihren Status zu Beginn des vorletzten Jahrhunderts auch kulturell unterstreichen. 1811 wurde der Elberfelder Gesangverein gegründet, sechs Jahre später folgte die Nachbarstadt mit dem Städtischen Singverein Barmen. 1861 entstanden die zugehörigen „Concert-Gesellschaften“.
Das Wirken der beiden Chöre war ein wichtiger Faktor für den Bau der Historischen Stadthalle. Diese sollte den passenden Rahmen für die musikalischen Aktivitäten bieten. Aufgrund der großen Resonanz waren die Konzertsäle in Barmen (Concordia) und Elberfeld (Casino) zu klein geworden. Mit einem dreitägigen Festkonzert unter prominenter Mitwirkung wurde die Fertigstellung der Stadthalle im Juli 1900 gebührend gefeiert. Mehr als 600 Chorsänger standen damals auf der Bühne, als Gastdirigent konnte der junge Richard Strauss gewonnen werden.
„Von der Musik in der Stadthalle kann man nicht genug schwärmen“, sagt Dr. Wolfgang Seidel, Vorsitzender des Chors der Konzertgesellschaft Wuppertal. Mit seinen rund 100 aktiven Sängerinnen und Sängern ist dieser heute das größte Ensemble seiner Art im Stadtgebiet. Entstanden durch die Fusion der Barmer und Elberfelder Chöre blickt er auf eine mehr als 200 Jahre alte Tradition zurück und konzertiert regelmäßig mit dem Sinfonieorchester Wuppertal im Großen Saal der Stadthalle. „Viele Werke wurden bereits zu Lebzeiten der Komponisten aufgeführt, etwa Beethovens Neunte“, erläutert Wolfgang Seidel. Geprägt wurde der Chor bis 1985 durch die jeweiligen Generalmusikdirektoren der Stadt Wuppertal, zu deren Aufgaben auch die Chorleitung gehörte. Seit 2016 ist Georg Leisse für die Leitung verantwortlich.
Der Chor ist durch verschiedene Kooperationen gut vernetzt und nimmt auch gern auswärtige Konzerteinladungen an. Reisen führten ihn nach Genf zur Aufführung des Deutschen Requiems von Johannes Brahms in der Victoria Hall. Außerdem reiste der Chor für die Aufführung der Messe in D-Dur von Dvorák nach Danzig. Auch bei etlichen klassischen CD-Einspielungen wirkte der Chor der Konzertgesellschaft mit.
Im Jubiläumsjahr der Stadthalle veranstaltet der Chor ein Festkonzert in Erinnerung an seine tragende Rolle bei der Eröffnung und als seinen Beitrag zum Jubiläum. Am 14. September steht die Carmina Burana von Carl Orff auf dem Programm. Bereits am 4. Mai werden um 18 Uhr Werke von Robert Schumann und Wolfgang Amadeus Mozart aufgeführt.