Verdi – umjubelt auf dem Johannisberg

Von Johannes Vesper | top magazin Frühjahr 2024

Der Chor der Konzertgesellschaft und der Instrumentalverein Wuppertal mit dem großen „Requiem“

top magazin Frühjahr 2024 © Karl-Heinz Krauskopf

Aufführung am 10.03.2024 im Großen Saal der Historischen Stadthalle Wuppertal. Foto: Karl-Heinz Krauskopf

Seit November hatte der Chor der Konzertgesellschaft das anspruchsvolle „Requiem“ von Giuseppe Verdi, den Traum jeder Chorsängerin und jedes Chorsängers, geprobt. Fast alle erfahreneren Chormitglieder kennen das Werk schon, haben es mehrfach gesungen, in Wuppertal zuletzt in einer großartigen Aufführung zusammen mit dem Sinfonieorchester unter Toshiyuki Kamioka 2011 zum 200. Jubiläum des Chores. Siebenmal wurde das Werk in den letzten Jahrzehnten unter verschiedensten Dirigenten aufgeführt.

Gesang in Wuppertal war immer populär

Erstaunlich, dass Verdis Requiem bereits ein Jahr nach der Uraufführung 1875 erstmalig in Wuppertal zu hören war. Immerhin hatte sich der Elberfelder Gesangverein schon 1811 gegründet. Der Barmer Singverein folgte sechs Jahre später. Und Gesang war stets populär: Das Abschlusskonzert des Rheinischen Sängerbundes musste 1929 wegen des Publikumsandrangs im umfunktionierten Schlachtsaal des Barmer Schlachthofes stattfinden – dem damals größten verfügbaren Raum.

Den Schlachthof gibt es inzwischen nicht mehr, aber gesungen wird nach wie vor. Vor Georg Leisse, dem seit 2016 aktuellen Leiter des Chores der Konzertgesellschaft, haben Hans-Martin Schneidt (Generalmusikdirektor bis 1986) und Marieddy Rossetto (Chorleiterin von 1994 bis 2014) den Chor in besonderer Weise geprägt. Der traditionsreiche Chor mit inzwischen rund 120 Mitgliedern hat am 10. März in einer umjubelten Aufführung das riesige Verdi-„Requiem“ im Großen Saal der Historischen Stadthalle zusammen mit dem Instrumentalverein Wuppertal aufgeführt.

Instrumental-Tradition seit 1830

Auch dessen bedeutsame bürgerliche Tradition hat im Tal der Wupper mit der Gründung schon im Jahr 1830 begonnen. Man spielte lieber selbst, denn aktives Musizieren als Gegensatz zur Banalität des Berufslebens, als Utopie einer besseren Welt, war schon in der Romantik attraktiv. So etwas gelingt noch heute beim Instrumentalverein, dessen Musikerinnen und Musiker von Mitgliedern des Wuppertaler Sinfonieorchesters auf die Schwierigkeiten der jeweiligen Orchesterstimmen vorbereitet werden. Instrumentalverein-Dirigent Christoph Hilger probt das so, dass aus dem Augenblick heraus inspirierte, musikalische Höhepunkte möglich werden.

Der Instrumentalverein Wuppertal mit rund 80 Musikerinnen und Musikern spielt Klassisch-Romantisches von Beethoven bis Tschaikowski, aber auch Musik des 20. Jahrhunderts bis hin zu zeitgenössischen Uraufführungen – beispielsweise von Lutz Werner Hesse. Solokonzerte mit namhaften Solisten ergänzten die Sinfonik. Chorkonzerte gehörten regelmäßig zum Programm, tatsächlich schon 1875 mit dem Singverein Elberfeld, in den letzten Jahren mit der Kantorei Barmen Gemarke und der Kantorei Solingen-Dorp. 2022 spielte der Instrumentalverein sogar aus dem Orchestergraben des Opernhauses heraus eine ganze Aufführung von Mozarts „Zauberflöte“.

Freie Musikszene seit 200 Jahren

Was kann man aus dieser Kooperation des Chores der Konzertgesellschaft und des Instrumentalvereins Wuppertal ablesen? Erstens: Eine erfolgreiche freie Musikszene gibt es in Wuppertal schon seit 200 Jahren. Zweitens: Musikleben spiegelt sich vor allem in der aktiven Teilhabe von Menschen. Musik selbst zu machen fasziniert und begeistert. Sowohl der Chor der Konzertgesellschaft als auch der Instrumentalverein laden alle dazu ein.

 

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Momentaufnahmen aus der Probenphase in der Immanuelskirche: Georg Leisse leitet seit 2016 den Chor der Konzertgesellschaft. Foto: Karl-Heinz Krauskopf

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Christoph Hilger ist der Dirigent des Instrumental­vereins Wuppertal. Foto: Karl-Heinz Krauskopf

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Gesamtansicht aus der Zeit der Einstudierung des „Requiems“ von Giuseppe Verdi. Foto: Karl-Heinz Krauskopf

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